Vereinsgeschichte des TVU 1900-1979

Inhaltsverzeichnis

1900-1904: Gründung und Aufbau des Vereins

Am 01. April 1900 erfolgte in einer Versammlung, die in der „Hetzelschen Wirtschaft“ stattfand, die Gründung des Turnvereins Unterwallenstadt. Als Vater dieses Gedankens muss man Georg Feil an erster Stelle nennen. Er war ein begeisterter Verfechter der Turnsache. Für ihn ging mit der Gründung ein langersehnter Wunsch in Erfüllung. Für die Gründung zeichneten Johann Hetzel, Georg Feil, Chr. Sichert, Andreas Ebertsch, Andreas Wich, Wolfgang Fugmann, Bruno Simon und Johann Jakob verantwortlich. Das Protokollbuch nennt Josef Hetzel als Vorsitzenden. Die Gründungsmitglieder erarbeiteten rasch eine Satzung, in der die Aufgaben des Vereins klar dargelegt wurden.

Die Zahl der aktiven Turner wuchs rasch an und unter persönlichen Opfern der Mitglieder konnten die notwendigen Turngeräte für den Sportbetrieb angeschafft werden. Es folgten die ersten Teilnahmen an Wettkämpfen und Sportfesten auf Gau- und Bezirksebene. So nahm der Verein auch am 5. Oberfränkischen Bezirksturnfest, welches vom 30. Juli bis 01. August 1904 in Lichtenfels stattfand, teil.

Die Satzung umfasst 20 Paragrafen. Sie ist dem Verein in ihrer Originalfassung noch erhalten geblieben. Der Turnverein gehörte dem südoberfränkischen Turngau innerhalb des XII. Deutschen Turnkreises (Bayern) an.

1908: Einweihung der Standarte

Der Wunsch von 1. Vorsitzenden Wolfgang Fugmann auf Anschaffung einer Standarte wurde im Sommer 1908 Wirklichkeit. Die Anschaffungskosten hierfür betrugen 80 RM. Vom 04. bis 06. Juli 1908 feierte der Verein die Weihe der angeschafften Standarte. Viele benachbarte Vereine nahmen an diesem Fest teil. Standartenträger war Andreas Bräunlein und als Festjungfrauen stellten sich M. Schug und Ph. Mahr zur Verfügung. Ein Wettturnen auf dem Altturnplatz sowie ein Festabend mit Konzert prägten dieses Ereignis. Die Standarte ist dem Verein bis zum heutigen Tag erhalten geblieben.

Erinnerung an die Standartenweihe 1908

Die nachstehenden Bilder zeigen die Standarte aus dem Jahre 1908

               
Fahnenabordnung mit Ehrenjungfrauen bei der Standartenweihe

1910: 10-jähriges Stiftungsfest

Wie aus dem Protokollbuch zu entnehmen ist, veranstaltete man am 31.07.1910 anlässlich des 10jährigen Bestehens ein Stiftungsfest. Mit einem Wettturnen sowie einem Festzug und anschließendem Festball wurde das Fest in würdiger Form begangen. Im Jahre 1911 wurde Johann Baptist Haselmann 1. Vorsitzender. In diesem Jahr beteiligte sich der Verein am Gauturnfest beim Patenverein Michelau und besuchte die Turnfeste in Marktzeuln, Creidlitz, Würzburg, Michelau, Küps, Hildburghausen sowie das Deutsche Turnfest in Leipzig.

1914-1918: Der erste Weltkrieg

Der erste Weltkrieg bedeutete mitten in der Aufwärtsentwicklung einen schweren Rückschlag. Die meisten Aktiven wurden zum Kriegsdienst eingezogen, und der Turnbetrieb kam fast zum Erliegen. Einige Turnbrüder mussten jene unselige Zeit mit ihrem Leben bezahlen. Andreas Feil leitete in dieser Zeit den Verein. Nach dem Krieg Krieg begann unter J. Baptist Haselmann der Neuaufbau. Das turnerische Leben kam rasch zurück, und der Turnverein stand wieder im Mittelpunkt der Dorfgemeinschaft. Für die Kriegsgefangenen, die in ihre Heimat zurückkehrt waren, veranstaltete der Turnverein, die Freiwillige Feuerwehr und der Kath. Männerverein eine herzliche Begrüßungsfeier.

Gedenktafel für die im Weltkrieg 1914/1918 gefallenen Turnbrüder

1920: 20-jähriges Stiftungsfest

Am 15.08.1920 konnte der Verein sein 20jähriges Bestehen feiern. Im Rahmen dieses Festes fand ein Turn-Wettkampf statt, der sich reger Beteiligung erfreute. In einer außerordentlichen Generalversammlung am 23.06.1923 beschlossen die Teilnehmer der Versammlung eine Faustballmannschaft ins Leben zu rufen. Abteilungsleiter war seinerzeit Hans Endres. Eine Männerriege nahm auch am Deutschen Turnfest in München teil.

1925: 25-jähriges Gründungsfest und Fahnenweihe

1925, im Jubiläumsjahr war es endlich soweit: Es wurde vereinbart, einen Turnschuppen auf dem Gemeindeanger zu errichten. Noch im selben Jahr konnte dieses Vorhaben verwirklicht werden. Der Wunsch einer eigenen Vereinsfahne erfüllte sich im ebenfalls in diesem Jahr. Es wurden kleinere Geldbeträge zusammengetragen um dieses Vorhaben verwirklichen zu können. Vom 27. bis 29. Juni 1925 erfolgte die Weihe der Vereinsfahne. An der Veranstaltung, die mit der Feier des 25jährigen Bestehens verbunden war, nahmen über 30 Vereine teil. Die Patenschaft übernahm der Turnverein Michelau. Höhepunkte des Gründungsfestes waren der stattliche Festzug mit über 50 Vereinen sowie das gauoffene Turnfest an dem 218 Turner aus allen Gauen des oberfränkischen Turnbezirks teilnahmen. Als Festplatz diente der Garten von Turnbruder Georg Stellwag.

Das Gründungsjubiläum wurde in der Tageszeitung „Lichtenfelser Tagblatt“ groß angekündigt.
Vereinsfahne

Die kirchliche Weihe der Fahne nahm Herr Stadtkaplan Lang vor. In vorgetragenen Versen übergab Frl. U. Stellwag als Fahnenjungfrau dem Fahnenjunker, Herrn Hans Endres, die Fahne.

1929-1945: Deutsches Reich und 2. Weltkrieg

In der Zeit von 1929 bis 1933 leitete Andreas Feil die Geschicke des Vereins. Die umwälzenden politischen Verhältnisse ab 1933 hinterließen auch beim Turnverein Unterwallenstadt tiefe Spuren. Ab jetzt wurde in die Sportvereine der Begriff „Wehrertüchtigung“ hineingetragen, so dass die ursprünglichen Ideale der Turnbewegung in den Hintergrund gedrängt wurden. Nur die treuesten Turner hielten noch Bindung zu ihrem Verein. Der zweite Weltkrieg brachte jeglichen Turnbetrieb zum Stillstand. Am Ende des Krieges hatten die Turner 13 Gefallene zu beklagen.

1947: Neuer Anfang nach dem Krieg

Erst im Jahre 1947 konnte mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung der Verein den Turnbetrieb wieder aufnehmen. Der Turnbetrieb war durch die Siegermächte untersagt worden. Die Weiterführung des Vereins gestaltete sich sehr schwer. Man stand vor einem Neuanfang und dem bisherigen Vorsitzenden Andreas Feil war es vorbehalten, den Turnbetrieb wieder in Gang zu setzen. Allmählich begann sich das Leben wieder zu normalisieren. Der Sport war das geeignete Mittel, sich vom trostlosen Alltag ablenken zu lassen, und das Turnen erlangte wieder größere Bedeutung. Am 02.03.1947 fand die erste Generalversammlung nach dem Krieg statt. 22 Mitglieder waren bei dieser Versammlung anwesend.

Die Währungsreform brachte auch für den TV Unterwallenstadt unerfreuliche Auswirkungen. Das Kassenguthaben war auf ein Minimum geschrumpft und es bedurfte somit erneut großer persönlicher Opfer, um den Turnbetrieb aufrecht erhalten zu können. Langsam erholte sich der Verein und der Turnbetrieb hatte wieder einen festen Platz. Auch die Jugendlichen konnten wieder für den Turnsport gewonnen werden und die Mitgliederzahl wuchs rasch an. Durch Kneippabende und Theateraufführungen konnte die Vereinsführung die angespannte Finanzlage wieder etwas aufbessern.

1950: 50-jähriges Bestehen

Im Jahr 1950 feierte man das „50-Jährige“. Unter Vorsitzendem Leo Engels setzte der Verein ein großartiges Turnfest in Szene. Höhepunkt war der Festzug, an dem fast alle Vereine des Turnbezirks teilnahmen. Unter Mitführung der Vereinsfahne und der Standarte nahmen 25 Mitglieder am Festzug teil. Festplatz war der Garten von Mitglied H. Endres am Dorfanger. Mit 15 Jugendlichen beteiligte sich der Verein auch am Wettkampf und belegte hier ausgezeichnete Plätze.

Das 50jährige Gründungsfest fand vom 01.07. bis 03.07.1950 statt. Es wurde zum Erlebnis für die gesamte Dorfgemeinschaft. Den festlichen Auftakt bildete der große Festkommers am Samstag im vollbesetzten Bürgerbräusaal. Reichen Beifall fanden hierbei die turnerischen Vorführungen der beiden zwölfjährigen Turnerinnen Anette Rosenbauer und Renate Kersche.

Zu diesem Jubiläum hatte man auch die Ehrenjungfrauen von der Standartenweihe 1908 und von der Fahnenweihe 1925 eingeladen.

Unser Bild zeigt den Gesamtverein im Jubiläumsjahr 1950

Unsere Bilder zeigen die Ehrendamen sowie die Fahnenabordnung des Vereins beim 50jährigen Jubiliäum mit Fahnenträger Fritz Feil u. Begleiter Georg Tischler und Johann Reinlein.

Ein Höhepunkt war der große Festzug anlässlich des 50jährigen Gründungsjubiläums an dem fast 60 Vereine des Turnbezirks teilnahmen. Viele Einwohner von Unterwallenstadt erinnern sich noch heute an dieses große Ereignis.

Unser Bild zeigt Ausschnitte aus dem Festzug des 50jährigen Jubiläums.

Nach dem Festgottesdienst am Sonntag begann das volkstümliche Geräteturnen auf dem Festplatz. Neben einem Schauturnen, welches durch Spitzensportler der TS Lichtenfels und des TV Michelau gestaltet wurden, fand ein volkstümlicher Dreikampf für Männer, Jungen und Mädchen statt.

Festakt mit Siegerehrung auf dem Festplatz am Anger

1954: Andreas Feil wurde Ehrenmitglied

In der Generalversammlung vom 17.01.54 ernannte man Andreas Feil aufgrund seiner besonderen Verdienste, die er sich bei der Arbeit im Verein erworben hat, zum Ehrenmitglied.

1958: Neues Turnerheim

Nach dem Abriss des alten Turnschuppens konnte der Verein im Jahre 1958 unter Vorsitzenden Kurt Menzel ein neues Turnerheim erstellen – in unermüdlichen Arbeitseinsätzen. Das 4,5 mal 8 m große Heim wurde am 23. August 1959 feierlich eingeweiht. Die Einweihung des neu erbauten Turnerheimes fand noch im selben Jahr im August am Kirchweihsonntag statt. Neben zahlreichen Ehrengästen war auch Bürgermeister Dr. G. Hauptmann und Gauoberturnwart Luft anwesend und sie beglückwünschten den Verein zu dem gelungenen Bauwerk.

1960: 60-jähriges Gründungsfest

Am 02.07.1960 feierte der Verein sein 60jähriges Gründungsfest. In der Gaststätte Erholung fand hierzu am 03.07.1960 ein Festabend statt. Mit einem Festgottesdienst mit Gefallenenehrung vor der St. Bartholomäuskapelle in Unterwallenstadt und einem gemütlichen Beisammensein auf dem Sportplatz am Anger fand das Fest einen würdigen Abschluss. Als Kurt Menzel aus beruflichen Gründen seinen Heimatort verlassen musste, übernahm Georg Feil die Vereinsgeschäfte. Nach dessen Rücktritt trat Christoph Haselmann am 01.06.1960 dieses Erbe an.

1962: Kauf des Gemeindeangers

Nach langen Verhandlungen mit der Gemeinde konnte man im Jahr 1962 den 2000 Quadratmeter großen Gemeindeanger zu einem Kaufpreis von 300 Mark erwerben. Der Erwerb des Grundstückes wurde in das Grundbuchamt eingetragen. In den Jahren 1961 bis 1966 leitete Johann Pohlein die Geschicke des Vereins. Leider ließen die sportlichen Aktivitäten nach, und der Verein versank in einen „Dornröschenschlaf“.

1965-1973: Vitus Stumpf übernahm Vereinsführung / Kinderturnen blühte wieder auf

Am 25.09.1965 gab der Vorsitzende Johann Pohlein aus gesundheitlichen Gründen seinen Rücktritt bekannt. Josef Feil übernahm als 2. Vorsitzender die Amtsgeschäfte. Am 11. Februar 1967 übernahm Vitus Stumpf die Vorstandsführung. Unter ihm blühte das Kinderturnen wieder auf. In der Bevölkerung war man dem Verein dankbar, dass er dem Nachwuchs wieder eine Möglichkeit gab, sich turnerisch zu betätigen. In der Amtszeit von Vitus Stumpf beteiligte sich der Verein an zahlreichen Turnfesten. So besuchte man das Bezirksturnfest in Arzberg, das Gauturnfest in Ebensfeld sowie das Bergturnfest in Staffelstein. Rege war auch die Beteiligung der Mitglieder bei den Vereinswanderungen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkten. In den Jahren 1970 bis 1973 hatte der Verein im sportlichen Bereich nicht viel zu bieten. Der Turnbetrieb war eingeschlafen und auch die Kinder und Jugendlichen hatten kein Interesse am Verein. Dies war größtenteils darauf zurückzuführen, dass man im Verein kein sportliches Angebot hatte.

1974: Mit neuer junger Vorstandschaft kehrte turnerisches Leben zurück

In der Generalversammlung vom 02. März 1974 wählten die Anwesenden Werner Kosok zum neuen Vorsitzenden und Eberhard Lips zu seinem Stellvertreter. Kosok rief eine Trimmgemeinschaft ins Leben, die sich regelmäßig durch Gymnastik, Dauerlauf und Spiel fit hielt. Dem neuen Vorstand gelang es auch, im neuen Sportzentrum der Stadt Lichtenfels eine Übungseinheit zu bekommen. Aufgrund dieser Aktivitäten schlossen sich viele neue Mitglieder dem Verein an, der Mitgliederstand erhöhte sich auf 100.

1975: 75-jähriges Bestehen

Am 20. September 1975 feierte der Verein im Kulturraum in Kösten sein 75jähriges Bestehen. Zahlreiche Ehrengäste wohnten dem Heimatabend bei. Im Jubiläumsjahr kann der Verein eine Mitgliederzahl von 103 Personen vorweisen. Anlässlich dieses Festes wurden die Mitglieder Josef Feil, Johann Pohlein, Vitus Stumpf und Richard Fiedler für ihren jahrelangen vorbildlichen Einsatz geehrt.

Vorsitzender Werner Kosok mit den geehrten Mitgliedern beim Festakt in Kösten

1976: Bau der Sporthalle

Ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins war der Beschluss zum Bau einer eigenen Sporthalle. Eine eigene Turnhalle war schon immer der Wunsch der Mitglieder. In der Mitgliederversammlung am 16.05.76 beschlossen die Anwesenden eine Sporthalle an das bestehende Turnerheim anzubauen. Der Plan für dieses Bauvorhaben wurde von Herrn Heinrich Morgenroth gefertigt.

Ende Juli erfolgte der erste Spatenstich für die rund 9,70 x 8,00 m große Sporthalle. Mit vereinten Kräften und dem unermüdlichen Einsatz vieler freiwilliger Helfer konnte bereits am 08.08.1976 aufgerichtet werden. Zwei Namen mögen stellvertretend für die zahlreichen Helfer aus den Reihen des Vereins benannt sein, es sind dies Konrad Löffler, der die Bauaufsicht übernahm, und Franz Bojer, der ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Es wurden insgesamt über 1700 Arbeitsstunden geleistet. In einer beispielhaften Spendenaktion, deren Initiator Franz Bojer war, konnten von den Mitgliedern und Freunden 3.279.00 DM für das Bauwerk aufgebracht werden. Zuschüsse erhielt man auch von der Stadt und dem Landkreis Lichtenfels.

Richtfest am Bau der neuen Sporthalle

1977: Vitus Stumpf wurde Ehrenmitglied / Gründung einer Tischtennisabteilung

In der Jahreshauptversammlung 1977 erfuhr die Tischtennisabteilung des Vereins ihre Gründung. Als erster Abteilungsleiter fungierte Manfred Robisch. In dieser Versammlung wurde der frühere Vereinsvorsitzende Vitus Stumpf zum Ehrenmitglied ernannt.

1978: Wachablösung an der Vereinsspitze / Peter Jakob und Manfred Robisch neue Vorstände

Eine Wachablösung an der Vereinsspitze brachte die Jahreshauptversammlung am 03. August 1978. Als Nachfolger von Werner Kosok und Eberhard Lips wurden Peter Jakob und Manfred Robisch gewählt. Die Ära Jakob und Robisch war von einer lebhaften Aufwärtsentwicklung gekennzeichnet. Grund dafür waren die stets steigenden Mitgliederzahlen sowie das erweiterte Sportangebot. Der Turnbetrieb fand regelmäßig in der Dreifachturnhalle der Stadt Lichtenfels statt und erfreute sich regen Zuspruchs. Unter diesem Vorstand konnte auch eine neue Toilettenanlage erstellt sowie das Vereinszimmer renoviert werden. Unter der Leitung von Konrad Löffler und Franz Bojer fand diese nicht einfache Baumaßnahme ihre rasche Durchführung. Die Kosten für diese Baumaßnahmen beliefen sich auf 20.000.- DM.